Franziskas Blog – „Daumenkultur“ und iPhone-Hype


Warum mein Handy mich schützt

Posted in Mobiltelefonie von eleanor500 - Februar 28, 2008
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„If you are without a mobile phone it means that no one depends on you for urgent direction, and no one needs to get in touch with you at any times. It means you are not cutting deals, giving orders; in short, not getting around all that much“  (Bautsch et al., 2001).

Das Mobiltelefon ist heute viel mehr als bloss ein Gerät zum verbalen Austausch. Durch das Vorhandensein und durch die vielen Möglichkeiten die es bietet, wird es zu einem viel diskutierten Gerät mit einem viel diskutierten Einfluss auf Personen und Personengruppen.

Das Mobiltelefon verändert unser Verhalten in vielerlei Hinsichten. Zum Aspekt der Kommunikation sagt beispielsweise Hans Geser (S. 27 ff, 2006), dass man viel geschützter kommunizieren kann. Man ruft nicht mehr einen Ort an (wie bei einem Festnetztelefon), sondern eine Person, auch unabhängig der sozialen Rolle und unabhängig von Standorten und Zeiten. Die ortsgebundene Kommunikation wird also abgelöst von der personengebunden Kommunikation.

Das garantiert gleichzeitig auch einen gewissen Schutz. Man weiss genau, wer am anderen Ende der Leitung das Gespräch entgegennimmt. Man zieht sich zurück aus einem weiten, öffentlichen Umfeld in einen engen, vertrauten Bereich. Nur Personen, dnen man die persönliche Mobiltelefonnummer mitgeteilt hat, können einen erreichen. Die Nummern stehen nicht in einem öffentlichen Telefonbuch. Doch durch diese Tendenz der Abschottung zieht man sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück, man beginnt, mit dem Mobiltelefon als einfacher Ausweg, öffentliche Begegnungen zu meiden. Doch wie entwickelt sich dadurch unsere Sozialkompetenz? Unter diesen Umständen wird auf das – doch auch ein wenig Statussymbol – Mobiltelefon bereits ein negatives Licht geworfen.

Warum wir überhaupt ein Mobiltelefon kaufen, wie wir es personalisieren und warum man auch schon den Begriff „Schnuller für Erwachsene“ synonym für Mobiltelefon gebraucht dann im nächsten Beitrag.   

Bautsch, Holly et al. (2001): An Investigation of Mobile Phone Use: a socio-technical approach. Department of Industrial Engineering, University of Wisconsin – Madison.

Geser, Hans (2006): Untergräbt das Handy die soziale Ordnung? Die Mobiltelefonie aus soziologischer Sicht. In: Glotz, Peter; Bertschi, Stefan; Locke, Chris (2006): Daumenkultur – das Mobiltelefon in der Gesellschaft. Bielefeld: Transcript Verlag.

3 Antworten to 'Warum mein Handy mich schützt'

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  1. Sebastian said,

    Zum Thema „Handybesitz = Entscheidungskompetenz“ kommt mir der ehemalige St.Galler Kantonsrat und Stadtoriginal Albert Nufer in den Sinn. Im Portrait anlässlich der Nationalratswahlen 2007 äusserte er sich sinngemäss etwa wie folgt: Ohne Mobiltelefon und Internetanschluss erledige sich die Mehrzahl der Probleme von selbst (Schweiz Aktuell vom 17.09.2007 http://www.sf.tv/sf1/schweizaktuell/index.php?docid=20070917)

    Literaturtipp:
    Burkart, Günter(2007): Handymania. Wie das Mobiltelefon unser Leben verändert hat. Campus: Frankfurt a.M.

  2. k said,

    Sagt Daumen rechts zu Daumen links:
    „Drück endlich dieses E, sonst blinkt’s
    noch lange hier nach Vou und O
    und nach dem L und dem blanko!“

    „Das Anfangs-L kam schon von mir!“
    sagt Links, „Du siehst, ich helfe Dir!
    Bei diesem kurzen SMS
    hab’ ich halt jetzt Mal keinen Stress!“

    Sagt Rechts: „F, O, hab’ ich gesehen,
    hatt’ ich schon in den Text gegeben!
    Du musstest nur auf’s R mal drücken
    und darfst den Text erst noch verschicken!“

    „Ist doch egal! Es geht darum
    was wir zwei hier zusammen tun!
    Drei Worte aneinanderreihen
    die irgendwo Freude bereiten!“

  3. Laura said,

    Gerade als Teenager fand ich die Möglichkeit, Personen anrufen zu können, ohne erst die Eltern „an der Strippe“ zu haben, sehr angenehm. Wir haben zwar, aus Kostengründen, noch immer oft über das Festnetz telefoniert, aber erst über das Handy dafür gesorgt, dass der andere auch gleich neben dem Telefon sitzt und auch ja die richtige Person abhebt.

    Durften einige Freundinnen Nachts um 11 nicht mehr telefonieren, haben sie erst übers Handy dafür gesorgt, dass ich sofort abhebe, und dann übers Festnetz angerufen. So haben ihre Eltern kein Telefonklingeln gehört und oft erst nach einigem telefonieren mitbekommen, dass da Regeln überschritten wurden.

    Ich finde es noch heute unangenehm, wenn ich an einen Ort anrufen muss, ohne abschätzen zu können, wer sich auf der anderen Seite melden könnte. Ich schätze es, zu wissen, wen ich erreichen werde.


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